Tagebuch Elektromobilität
Geladen, entspannt, ge- oder verspannt?!
Begleiten Sie Thomas Stottan – CEO der AUDIO MOBIL – Pionier und Vordenker im Bereich der Mobilität 3.0 bei seinen Erfahrungen mit der Elektromobilität und dem österreichischen Intermodalitätsangebot. Sachlich evaluierend, teils mit gesundem Sarkasmus aber auch mit dem Potenzial zur Selbstgeißelung beschreibt er seine Erfahrungen mit der politisch gehypten elektrischen Fortbewegung.
Source: FAZ
August 2018
Es ist soweit: Als einer von in Österreich insgesamt nur drei Personen bin ich ab sofort Nutzer eines BMW 530ie Performance mit dazugehöriger induktiver Ladeplatte. Induktive Ladeplatte: Was sich anhört wie ein abgedrehtes Zusatzfeature für einen Toaster ist eine ganz feine Sache. Eine etwa einen Quadratmeter große Ladefläche, die am Haupt-Parkplatzstandort des Fahrzeugs – in meinem Fall ein BMW 530ie Performance – durch einen versierten Elektriker platziert und an das (Stark-)Stromnetz angeschlossen wird. Alles schön und gut, aber was soll eine solche Platte auf dem Parkplatz für Vorteile bringen, außer dass man bei falsch angepeiltem Lenkwinkel über ein 4cm hohes Hindernis hoppelt?
Source: Autobild.de
Ganz einfach erklärt: Laden ohne Kabel, kein Hantieren mit dem im Kofferraum mitgeführtem schwerem Ladekabel – Laden wie durch Zauberhand. So, wie bei modernen Smartphones eben. Und eines gleich vorweg: Es funktioniert. Ziemlich gut sogar. Auch das exakte Platzieren des Fahrzeugs auf der Platte ist nach einigen Parkvorgängen schon in Fleisch und Blut übergegangen. Die Platte erkennt dem Fahrer – an dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass wenn ich vom Fahrer spreche, natürlich auch die Damen gleichbedeutend damit anzusprechen versuche – eine auf allen Achsen der Himmelsrichtung 4 Zentimeter große Toleranz der Abweichung gegenüber dem Fahrzeugmittelpunkt zu. Wie erwähnt: Hört sich schlimmer an, als es in der Realität ist. Beim Zurollen auf die Platte erkennt der Fahrer am im Fahrzeug verbauten Monitor, wie weit man noch vom Idealpositionspunkt zur Ladeplatte entfernt ist und tut dies mit einem blauen Kringel um das virtuell dargestellte Fahrzeug kund. Eigentlich richtig gut gelöst.
Source: motor.at
Elektromobilität ist toll. Ein ruhiges, mit unglaublichen Fahrwerten behaftetes Dahingleiten, nur begleitet von den durch die Fahrzeugreifen erzeugten Abroll- und dazugehöriger Windgeräusche. Mit einem Wort: „komfortabel“. Das Laden funktioniert auf der induktiven Ladeplatte tadellos. Auch der mit Schrecken erwartete Winter hat hier keine großen Einbußen gebracht, was die Ladevorgänge auf der Ladeplatte anbelangt – so viel kann ich bereits an dieser Stelle verraten. Ab und an die Ladeplatte, die durch abtropfende Salz- und Wasser-Hinterlassenschaften vom Fahrzeugboden verschmutzt wurde, saubergemacht und die Ladevorgänge funktionieren wie von der BMW-Marketingabteilung versprochen. Bei einer solch konsistenten Leistung fragt man sich ganz ehrlich, warum diese Technik nicht bei allen Elektrofahrzeugen oder in öffentlich zugänglichen Parkhäusern Verwendung findet. Das ist aber vermutlich eine andere Geschichte.
September 2018
Elektromobilität ist toll. Nein, ich leide nicht an zunehmender Vergesslichkeit. Meinen täglichen Weg zum Unternehmen und wieder nach Hause bzw. zu Terminen im näheren Umkreis bestreite ich ausschließlich elektrisch. Habe ich schon von den Fahrwerten geschwärmt? Beeindruckend. Auch nach mehreren Wochen der Nutzung, bin ich immer noch sehr zugetan, wie leichtfüßig eine doch mittlerweile recht ausgewachsene Limousine in diesem Fahrzeugsegment bewegt werden kann. Und das Beste daran: Die ersten kühlen Herbsttage werden durch ein wohlig vortemperiertes Fahrzeug völlig aus meiner wetterbeobachteten Wahrnehmung gestrichen. Wohlig vortemperiert? Ja, auch das ist einer der Riesenvorteile der Elektromobilität: Mithilfe einer an Bord befindlichen Wärmepumpe kann ich das Fahrzeug wie meine Heizung zu Hause so einstellen, wie ich es gerne habe. Ich möchte um 07:00 Uhr wegfahren und wünsche eine Fahrzeuginnenraumtemperatur von 22 Grad Celsius? Kein Problem – simpel über die Fahrzeug-App am Smartphone oder am PC eingestellt und das Fahrzeug gehorcht meiner Willkür.
Source: BMW
Oktober 2018
Willkür war doch das Wort, das ich in meinem letzten Absatz als Schlusswort gebraucht habe. Willkür ist es aber auch, mit der ich im Oktober – passend zu den ersten Frostnächten in Österreich – auch von meinem Fahrzeug konfrontiert werde. Anstatt mir einen angenehm vortemperierten Fahrzeuginnenraum zu bieten, konfrontiert mich mein Fahrzeug mit eisiger Kälte und Temperaturen rund um 8 Grad Celsius. Im Fahrzeug wohlgemerkt. Aber wie es in Beziehungen nun mal so ist, geht man im günstigsten Fall von einem Eigenverschulden aus. So auch ich und nehme mich selbst vorerst in die Pflicht beziehungsweise hinterfrage ich meine IT-Kenntnisse und versuche meinen wohl getätigten Eingabefehler zu eruieren.
Da die nächsten Tage keine Verbesserung bringen und mich mein Fahrzeug wieder und wieder daran zu erinnern versucht, dass der Winter naht – ja, auch im Fahrzeuginnenraum, denn die Temperatur beträgt im Auto keine wie von mir voreingestellten 22 Grad, sondern nie über 10 Grad – statte ich meinem Servicepartner von BMW einen Besuch ab.
Technisch kompetent und gewohnt versiert macht man sich dort auf die Fehlersuche und versucht mir glaubhaft zu machen, dass dieses Problem bis dato völlig unbekannt ist, was ich in gutem Glauben einfach so hinnehmen werde.
Ein bis zwei Tage nach Abgabe meines Fahrzeugs beim Servicepartner dann die erste Rückmeldung mit entsprechender Ursachenanalyse. Es liegt wohl an einem Steuergerät, dass auch in der nicht elektrifizierten Version des Großvolumen-Modells der 5er-Reihe im Einsatz ist. Dieses arbeitet offenbar nicht wie gewünscht mit der Hybrid-Variante meines Fahrzeugs zusammen. Na ja – kann ja mal passieren. Die Krux an der Sache: Es gibt leider noch kein neues Steuergerät, ein reines Update, würde auch keine Verbesserung bringen. Man kann mir zwischenzeitlich anbieten, ein „normales“ Steuergerät – sprich ein Steuergerät aus den Verbrenner- und Dieselmodellen – einzubauen und sofort nach Verfügbarkeit gegen ein an die Elektromodelle angepasstes Steuergerät auszutauschen. Man will ja nicht so sein, kennt als seit über 30 Jahren in dieser Industrie tätiger Vollbluttechniker die Tücken der Fahrzeug-elektronik wie kein Zweiter und stimmt der Vorgangsweise daher zu. Vielleicht auch deshalb, weil der Servicepartner als Interims-Fahrzeug einen BMW i8 anbietet.
Source: Wikipedia
Ja, genau: Dieses „zurück aus der Zukunft“-Modell mit den Flügeltüren. Unmittelbar nach dem Gespräch mit meinem Servicepartner telefoniere ich daher mit meinem Chiropraktiker … man weiß ja nicht, was kommt.
November 2018
Steuergeräte. Die Herzen und Hirne moderne Fahrzeuge. Ohne würden Sie nicht einmal mehr die Fahrzeugscheiben heben oder senken können. Von einer Walter-Röhrl-ähnlichen Kurvenhatz über die Postalmstraße mal ganz abgesehen.
Ohne Steuergeräte würden moderne Fahrzeuge vermutlich bereits nach der ersten Kehre in abschüssigem Waldgebiet außerhalb der Leitschiene parken und lauthals nach einem Fahrzeug-Spengler oder Verschrotter rufen – sofern Sie über einen eCall verfügen. Das ist aber wieder eine andere Geschichte. Und in Österreich eine seeeeeehr laaaaaange Geschichte.
Source: Rickim Elektronik (BMW ABS-Steuergerät)
Das Steuergerät in meinem Fahrzeug war nach dem ersten Austausch offenbar nicht der beste Freund zu meinem Auto, weshalb es in einer zweiten Werkstattrunde wieder aus dem Fahrzeug operiert wurde und gegen ein anderes Exemplar ausgetauscht wurde. Nein, es hat sich dabei noch nicht um das für das Hybrid-Modell modifizierte Steuergerät gehandelt. Dieses durfte noch in den heiligen Hallen eines Entwicklungs-Zulieferers von BMW auf dem Werktisch ruhen und unter dem Angstschweiß eines dafür zuständigen Technikers seine Serien-Freigabe unter Beweis stellen. Man muss dazu wissen, dass es speziell für Steuergeräte und alle Sensoren, die zu einer Fahrzeugsicherheit beitragen, eine spezielle Norm in der Fahrzeugindustrie gibt, der alle elektronischen Bauteile unterworfen sind: Die gefürchtete Norm ISO 26292 – das „Primary network of coordinated automated complex telecommunication system of the CMEA member countries for transmitting all kinds of information.“
In diesem Regel-Almanach wird jegliche interne Fahrzeug-Kommunikation geregelt und speziellen Sicherheitskriterien unterworfen. Und das ist auch gut so. Oder möchten Sie riskieren, dass ihr ABS bei einer notwendigen Vollbremsung einen Aussetzer hat, weil es nicht korrekt mit anderen Fahrzeugrelevanten Systemen kommuniziert?
Oder einen ESP-Aussetzer bei einer Kurvenfahrt bei widrigen Straßenverhältnissen durch Schneefall? Sicherlich nicht. All diese Systeme und Regelwerke haben uns das Fahren in den letzten Jahren angenehmer und vor allem sicherer werden lassen.
Sie denken jetzt vielleicht: Was hat ein Klimasteuergerät mit Sicherheit zu tun? Klare Erklärung dazu: Wenn Sie sich durch falsche Klimaeinstellungen hervorgerufenes unaufhaltsames Zähneklappern nicht mehr ordentlich auf den Verkehr konzentrieren können oder ihre Hände am Lenkrad festfrieren, hat das sehr wohl mit Sicherheitsrelevanz zu tun. Einzig der erneute Pilotenschein für einen BMW i8 als Ersatzfahrzeug lässt meinen Trennungsschmerz von meiner 5er-Hybrid-Limousine erträglich werden. Und mein Chiropraktiker kennt mich mittlerweile auch schon recht gut, was alleine auf zwischenmenschlicher Ebene hervorzuheben ist.
November 2018 – Nachtrag
Die Reise nach Jerusalem. Wer kennt dieses lustige und gesellschaftsbildende Spiel nicht, wo man bei mithilfe immer weniger Stühlen auch die Teilnehmerzahl reduziert, bis sich nur mehr zwei Personen auf einen letztvorhandenen Stuhl stürzen und möglichst ohne Verletzungen als Sieger hervorzugehen versuchen. So oder zumindest so ähnlich muss man sich auch meine Reise zu Terminen in Linz und die damit verbundene Suche nach geeigneten Ladesäulen vorstellen.
Ja, ich gebe es zu – ich habe meine geliebte Ladesäule vor dem Unternehmenssitz verlassen und mich in die Landeshauptstadt gewagt. Dies in dem guten Glauben, dass man hier ja wohl bereits an jeder halbwegs zentral gelegenen Hausecke sein Elektro-Fahrzeug auch elektrisch aufladen können wird. In Parkgaragen, wo einem doch der eine oder andere Euro für jede angefangene Nano-Sekunde abgenommen wird, dann ja wohl umso eher. Denkt man vielleicht. Es stellt sich jedoch anders dar.
Source: Chargemap
Nach mehreren Anfahrtsversuchen von unterschiedlichsten Ladestationen im Bereich rund um den Linzer Hessenplatz bin ich in der Landstraßen-Tiefgarage fündig geworden. Nur, laden konnte ich auch hier bei keiner Ladesäule. Diese waren zwar vorhanden, eine Kartenautorisierung ist mir aber trotz krampfhafter Versuche nicht möglich gewesen. Kein Problem. Man ist ja voll vernetzt, hat bei BMW den Consierge-Service mitgebucht und versucht eben auf diese Weise den notwendigen Input zu erhalten, wie man denn nun an einer Ladesäule für elektrische Fahrzeuge ein elektrisches Fahrzeug lädt. Das ist offenbar nicht so einfach. Und nein, ich habe nicht fälschlicherweise an einer Säule für Elektrofahrräder gestanden. Ich wäre schon korrekt geparkt gewesen. Gut, vielleicht hätte mich irritieren sollen, dass keine der vorhandenen fünf Ladesäulen besetzt war. Aber man glaubt ja immer an das Gute, oder etwas nicht?!
Zahlreiche erfolglose Anrufversuche bei dem für BMW zugeordneten Service-Anbieter für Ladestationen – ChargeNow … selbst der Name ist da schon eine Persiflage seiner selbst – brachten keine Verbesserung. Ich weiß zwar, wie man eine perfekte Tonbandansage erstellen muss, mit dieser war ich nämlich als einzige wirklich ständig verbunden, aber alles andere war fruchtlos. Fruchtlos aber nicht furchtlos war ich – und damit hatte ich eine weitere Idee, wie ich eine Verbindung zum Service-Anbieter aufbauen konnte. Der BMW-Pannendienst. Gesagt, getan. Dort angerufen, wurde mir durch den sehr freundlichen Herrn doch tatsächlich wenige Minuten später ein Servicemitarbeiter des Charge-Now-Dienstes vermittelt.
Dieser ebenso freundliche Mitarbeiter erklärte mir wiederum, dass für die Anerkennung und Autorisierung meiner Servicekarte bei ChargeNow ein entsprechender Vertrag existieren muss. Von dem ich eigentlich ausgegangen bin, dass dies bereits bei Ausfolgung des Fahrzeugs – einem Elektro-Fahrzeug wohlgemerkt – passiert ist. Offenbar wurde in den Mühlen der Administration der Handelsregisterauszug noch nicht mit dem Fahrzeug verknüpft, weshalb das Vertragsverhältnis noch nicht freigegeben wurde. Es ist schon eine Fügung des wohlgemeinten Schicksals, dass es sich bei meinem Fahrzeug nicht um ein reines Elektro-, sondern um ein Hybrid-Fahrzeug handelt, weshalb ich auch wieder von meiner Reise nach Linz zurückkehren konnte. Wer weiß, ob ich ansonsten nicht als Gerippe an der Ladesäule geendet hätte, bis meine ChargeNow-Service-Karte Anerkennung bei meinem Servicedienstleister gefunden hätte.
November 2018 Nachtrag zum Nachtrag
Wenige Tage später hat mich mein Serviceanbieter erhört und ChargeNow steht auch mir zur Verfügung und damit auch zahllose öffentliche Ladestationen, wie die Marketingmaschinerie rund um meinen Service-Anbieter verspricht.
Es sind seit der Fahrzeug-Auslieferung ja erst ein paar Wochen vergangen und das Laden über die induktive Ladeplatte – der fleißige Verfolger meines Blogs weiß jetzt, dass es sich dabei nicht um ein cooles Zusatzfeature für einen Toaster handelt – war ja möglich. Der geneigte Blog-Follower merkt schon: Elektromobilität ist die Geschichte vieler Missverständnisse, vom Lernen der Geduld und Demut ebenso geprägt, wie der Evolution der Reiseplanung hin in Richtung Verzicht und Verlängerung. Gemäß dem Sinnspruch, dass Reisen ja nicht mit Rasen gleichzuziehen ist, nimmt man auch das als Elektro-Fahrzeug-Community-Teilnehmer an und fügt sich den Rahmenbedingungen der Pionierleistung.
Soweit, so gut. Der Serviceanbieter ist also auf mein Fahrzeug verifiziert, meine Service-Karte funktioniert und ich kann mich beim Laden an öffentlichen Ladesäulen austoben. Vorausgesetzt diese Ladesäulen akzeptieren meinen Service-Anbieter. Ansonsten sollte man sich tunlichst mehrere Service-Anbieter heranziehen und damit auch mehrere Service-Karten, die man alle mitzuführen hat, um an den von den jeweiligen Serviceanbietern akkreditierten Ladesäulen auch Laden zu können. Und damit führen Sie dann eine nicht ganz unansehnliche Sammlung von Serviceanbieter-Karten mit sich – ähnlich Personen, die dies gerne auch aus dem Lebensmittel- oder Drogerie-Geschäft-Umfeld kennen: „Haben sie eine Kundenkarte?“.
Egal. Unverzagt steuere ich also im Zuge einer meiner Dienstreisen eine der öffentlichen Ladesäulen (die mein Service-Anbieter unterstützt) an, um mein Elektro-Fahrzeug entsprechend aufzuladen. Nachdem ich das Kable aus dem Kofferraum entnommen und der Ladesäule angesteckt habe, zeigte die Ladestation an, dass das Laden nicht möglich sei. Jackpot. Obwohl diesmal zumindest meine Service-Anbieter-Karte angenommen wurde, kann ich trotzdem nicht laden. Aber warum?
Ladesäulen haben – wie man es auch von den Tanksäulen für Verbrennungsmotoren – sie hören hier bitte keinen Mitschwung von Angabe heraus – eine sogenannte Notfallverbindung zu einer Service-Hotline. Man ist ja nicht verschreckt und drückt den Knopf, um unmittelbar darauf von einem durchaus freundlichen Mitarbeiter zu vernehmen, dass der Ladestrom im Fahrzeug deutlich reduziert werden müsse. Offenbar waren die beiden Spannungsverhältnisse zwischen Ladesäule und Fahrzeug inkompatibel. Als Techniker war mir das natürlich einleuchtend und eine Spannungsanpassung schnell erledigt.
Nachdem nun alle Verbindungen hergestellt waren und ich meinen Weg bereits vom Fahrzeug in Richtung Meeting angetreten habe, kam eine Familie mit zwei kleineren Kindern an meinem an der Ladesäule stehenden Fahrzeug vorbei. Als Familienvater weiß man um die Umtriebigkeiten von Kindern, daher war auch ich im Rahmen eines aus Gewohnheit gemachten Schulterblicks davon überzeugt, dass sich hier noch etwas anzubahnen schien.
Source: Energie 360° Magazin
Und wie, wenn ich es vorbestimmt hätte, lief eines der beiden Kinder sofort zum Tankdeckel meines Fahrzeugs, wo das Ladekabel angesteckt war und versuchte, das Ladekabel abzustecken. Das Geschwisterchen Kind begann zwischenzeitlich mit dem Ladekabel zu spielen und bemerkte folgerichtig, dass dieses sehr dick und schwer sei. Mit Kennerblick aus der Entfernung – mein Meeting war zu diesem Zeitpunkt doch etwas aus meinem Fokus gerückt – die sich ergebende Szenerie beobachtend, wurde mein mit der Ladesäule verbundenes Fahrzeug erst nach mehreren Minuten langweilig und die beiden Kinder haben deren neu gewonnene Spielzeuge Ladekabel und Tankklappe u sowie die Ladestation mittlerweile gelangweilt wieder zur Seite gelegt und den Marsch mit den anerkennend beobachtenden Eltern weiter fortgesetzt. Im Nachhinein betrachtet, waren für mich hierbei zwei Dinge bemerkenswert:
Zum einen fehlt es heute offensichtlich seitens der Kinder an dem nötigen Respekt vor Technologien an sich und zum anderen scheinen auch Eltern im Hinblick auf Besitztümer und Erziehungsmethoden etwas anders gestrickt zu sein, als es in meinen frühen Elternjahren der
Dezember 2018
Mit dem Dezember fällt nicht nur der Winter final ins Land, sondern auch mein extra für das Hybridmodell konfigurierte Steuergerät zum Servicepartner. Das heißt, der dafür zuständige Techniker des nicht näher benannten Automobil-Zulieferunternehmens hat seinen Job gut gemacht und mir ein hoffentlich bald wieder wohltemperiertes Fahrzeug verschafft und damit den von mir so hochgelobten weiteren Vorteil der Elektromobilität. Mal ganz abgesehen von der Reduzierung der Feinstaubbelastung, dem damit in Verbindung zu bringenden reinen Gewissen, den unglaublichen Fahrwerten und so weiter.
Apropos Feinstaub. Und mit folgenden Aussagen möchte ich den Erfolg der Elektromobilität nicht zu schmälern versuchen. Aber es gibt Studien, wonach der Großteil des Feinstaubs durch Kraftfahrzeuge nicht durch den Verbrennungsmotor, sondern durch Abriebe der Reifen und Beanspruchung der Bremsen verursacht wird. Und noch eine provokante These füge ich meinen vorangehenden Aussagen hinzu: Sofern Sie nicht über Areale mit Photovoltaikanlagen in der Größe australischer Farmen verfügen, muss auch für die Erzeugung von Strom mit einer Feinstaubbelastung gerechnet werden. Klar, Österreich verfügt über zahlreiche Wasser, und Windkraftwerke. Der Großteil unserer Stromversorgung wird aber mithilfe fossiler Varianten erzeugt. Und diese generieren wiederum Feinstaub. Aber auch das ist eine andere Geschichte und wird in einem weiteren Blog auf dieser Homepage gerne mit Zahlenmaterial untermauert.
Zum Kern dieses Blog-Beitrages. Mein Weihnachtswunsch ging in Erfüllung. Ich darf morgens wieder in ein perfekt temperiertes Fahrzeug schlüpfen – genau, ich muss mich nicht wieder hineinfalten, wie in einen BMW i8 (es bedarf tatsächlich einiger Übung, dass sie neben ihren halbwüchsigen Kindern als erwachsener Mensch nicht wie ein gestrandeter Pottwal aus dem Auto klatschen und damit den Familienfrieden gefährden) – und meinen Weg in die Firma gutgelaunt und vor allem mit für einen menschlichen Organismus annehmbaren Temperaturbereichen bestreiten. Und es funktioniert auch die App-Steuerung wieder so, wie sie soll.
Jänner bis Oktober 2019
Die e-Mobilität ist schön. Zumindest zum größten Teil. Kurzstrecken – und diese machen nun mal den Löwenanteil des täglichen Gebrauchs aus (laut Statistikern legen LenkerInnen täglich max. 70km zurück) – absolviere ich rein elektrisch. Und was soll ich sagen: Dieses geräuschlose und dabei kraftvolle Vorankommen ist herrlich. Was gibt es Schöneres?! Dazu noch der bereits beschriebene Komfort, in ein vor klimatisiertes Fahrzeug einsteigen zu können, bei dem man im Sommer nicht vor lauter Hitze vergeht oder im Winter bibbernd bis zur Effizienzschwelle der Innenraum-Heizung warten muss. Alles soweit gut. Das Laden klappt an der induktiven Ladeplatte vorzüglich und mein Bedarf ist damit mehr als gedeckt.
Nun könnte man in den vorangehenden Absatz fälschlicherweise hineininterpretieren, dass ich als Prophet der e-Mobilität nun alle anderen VerkehrsteilnehmerInnen, die noch mit konventionellen Antrieben ihren Mobilitätsbedarf decken, alle bekehren möchte. Hierbei muss man das eigene Mobilitätsverhalten ganz simpel analysieren und sich die Frage stellen, mit welchem Antriebskonzept man den Bedarf und die Notwendigkeiten abzudecken vermag. Ist das für einzelne Personen ein konventioneller Antrieb per Benzin oder Diesel, kann das für andere Menschen ein alternativer Antrieb via Erdgas oder ähnliches sein. Reiner Elektrobetrieb ist mittlerweile auch in leistbare Ebenen vorgedrungen und man muss kein Nerd mehr sein, um die Anschaffung eines e-Fahrzeugs gegenüber dem Nachbarn rechtzufertigen. Das hat sich im Mindset der Bevölkerung durchaus etwas bewegt – im positiven Sinn. Für all jene LenkerInnen, die zwar Ambitionen auf ein e-Fahrzeug hätten, sich aber durch die lahme und leider omnipräsente Reichweiten-Diskussion einschüchtern lassen, sind mit (Plug-in)Hybriden nun Fahrzeuge auf den Markt gekommen, die beide Welten zu vereinen versuchen. Und denen das auch im Großen und Ganzen recht gut gelingt, verfolgt man die zahlreichen Testberichte etablierter Motor-JournalistInnen. Was bleibt, ist eventuell der etwas schale Beigeschmack, dass diese Fahrzeuge (Plug-in-Hybride) in der Anschaffung eine gewisse Form der monetären Aufopferung einfordern. Die Grundpreise sind ambitioniert und will man ein solches Fahrzeug auch noch mit den einen oder anderen Annehmlichkeiten ausstatten, gelangt man in ungeahnte Sphären, die einem bislang nicht in den Sinn gekommen wären. Den Automobilherstellern muss man zugutehalten, dass die Entwicklung und Harmonisierung solcher Antriebskonzepte sehr teuer ist und dies sich eben unter dem Strich beim Bezahlen des Fahrzeugs stark auswirkt. Dafür spricht jedoch auch, dass man eben mit zwei Antrieben – vereint in einem Fahrzeug – unterwegs ist. Hier muss man also eine gewisse Form der Rechtfertigung dafür finden.
November, Dezember 2019
Die vorangegangene Phase liest sich im Nachhinein betrachtet wie durch eine rosarote Brille. Aber es stimmt ja auch. Aber … genau. Es gibt immer ein „Aber“. Was bei der e-Mobilität derzeit wirklich noch nervt ist, dass die für eine flächendeckende Durchdringung der e-Mobilität notwendige Ladesäulen-Infrastruktur nicht anständig ausgebaut ist. Oder nicht ordentlich kartographiert wurde. Was damit gemeint ist? Ganz einfach: Ich mache das an einem plakativen Beispiel fest. Lehen Sie sich zurück, erkennen Sie sich in der einen oder anderen Abhandlung wider und ziehen Sie Ihre persönlichen Schlüsse daraus.
Zuletzt war ich relativ gut gelaunt im Hybrid-Modus unterwegs in ein Shopping-Center. Relativ gut gelaunt daher, da Einkaufen – speziell Kleidung – jetzt nicht meine ausgesuchte Lieblings-Beschäftigung ist. Aber gut – was macht man nicht alles, um sich repräsentabel zu geben. Als e-Fahrzeug-Nutzer plant man seine Reise natürlich etwas im Vorfeld. Wie viele Kilometer sind es, wo befinden sich Ladesäulen, habe ich einen definierten Ankunftszeitpunkt, etc. Nun interessiert mich am allermeisten, wo eine Ladestation ist, damit ich mein Fahrzeug während der beschriebenen Kleidungs-Ankaufs-Marathon-Tagesgestaltung aufladen kann. Und man sollte ja meinen, dass moderne Shopping-Tempel und deren zugehöriger Parkhäuser über eben jene Einrichtungen verfügen sollten. Mein Fahrzeug verneinte dies jedoch – ganz vehement. Da ich von Haus aus ein kritischer Geist bin, ließ ich mir die Laune dadurch natürlich nicht nehmen und fuhr wohlgelaunt auf mein Ziel zu. Am Zielort angekommen machte ich mir – zum Leidwesen meiner mitreisenden Familie – den Spaß, dass ich in beinahe forensischer Vorgangsweise eine Ladesäule zu detektieren suchte. Und auch fand! Obwohl mein so intelligentes (zumindest hatte ich da bis zu diesem Zeitpunkt geglaubt) Fahrzeug nicht dargestellt hatte. Was in – zugegebener Weise – recht blumigen Umschreibungen darzustellen versucht wurde ist, dass offenbar bestehende Ladesäulen-Infrastrukturen nicht zwingend in den Bordnetzen der Fahrzeuge Integration finden. Und das ist sehr schade, wie ich persönlich finde. Das trübt das Erlebnis auch etwas ein. Denn damit lässt sich eine Etappe nicht korrekt planen.
Gut, man kann behaupten, das sei mäkeln auf hohem Niveau. Es wurde damit lediglich aufzuzeigen versucht, dass die politischen EntscheidungsträgerInnen und auch die Kommunen oder deren übergeordnete Landes-Vertretungen noch nicht die Notwendigkeit erachtet haben, dass man hierzu einfach eine zumindest landesweite Konsolidierung der Systeme einführen und auch entsprechende Verordnungen schaffen sollte, um dies transparenter für alle VerkehrsteilnehmerInnen zu gestalten.
Und wenn man schon dabei ist, die Elektro-Mobilität zu novelliere, könnte man auch gleich den (unterschiedlichen) Stecker-Wahnsinn lösen, die überaus zahlreichen Anbieter und Systeme der Bezahl-Systeme und eben die Kartographierung einer Lösungsorientierung zuführen.
Man darf also gespannt sein, wie das weiter geht … bleiben Sie dran! (… zumindest, wenn es Ihnen gefällt, was hier so getippt wird).
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